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Was passiert, wenn ich … mich zeige, wie ich bin?
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Vertrauen
Was passiert, wenn ich … mich zeige, wie ich bin?

Judith Fockner
TV-Moderatorin

Wir Menschen kommen nicht mit fertigen Verhaltensweisen auf die Welt. Wir lernen VERTRAUEN, ähnlich wie das Sprechen, in den ersten Lebensjahren. Aber ganz so einfach wie das Sprechenlernen ist es mit der Fähigkeit zu vertrauen eben doch nicht ...

Emma ist die gute Seele der gesamten Nachbarschaft. Sie hört dem alleinstehenden Herrn Brinkmann zu, wenn er beim Heckenschneiden eine Pause macht. Sie bringt die alte Frau Nowak zum Augenarzt, weil sie nicht mehr Busfahren kann. Sie weiß, dass Fischers ihr drittes Kind bekommen haben und bringt Spielzeug für die großen Geschwister vorbei. Sie hat eine syrische Familie bei sich aufgenommen und hilft ihnen beim Deutschlernen. Das, was andere unheimlich viel Kraft kostet, quillt aus Emma ganz selbstverständlich heraus. Es befriedigt sie zutiefst, es ist ihr Lebensinhalt.

Matthias
Emmas jüngerer Bruder Matthias ist ebenfalls ein außergewöhnlich umgänglicher Typ. In seiner Firma wird er von allen geschätzt, weil er morgens immer ein freundliches Lächeln mitbringt und in über 20 Jahren noch nie mit einem Kollegen Streit hatte. Wenn jemand spontan eine Vertretung braucht oder ein Auftrag ansteht, den niemand übernehmen möchte, kann man immer mit Matthias rechnen. Man hat beinahe das Gefühl, sein geduldiger Umgang ist der Kleber, der das ganze Team zusammenhält.

Petra
Matthiasʼ Abteilungsleiterin Petra hat ebenfalls herausragende Fähigkeiten. Natürlich erwartet sie Einsatz von ihren Mitarbeitern, aber die allermeiste Energie bringt sie selbst ein. Seit sie die Leitung übernommen hat, gibt es eine viel klarere Aufgabenteilung und regelmäßige Evaluationsgespräche über die Zufriedenheit im Team. Die Arbeitsqualität hat sich erheblich verbessert – einfach, weil jeder spürt, dass Petra ihren Job und die Firma liebt und hinter allen Kollegen steht.

Emma, Matthias und Petra
… haben einen äußerst positiven Einfluss auf ihre Umgebung, und viele Menschen sind ihnen dankbar dafür. Dennoch läuft ihr Leben nicht so rund, wie man meint, und es gibt Dinge, die keiner über sie weiß. Und keiner wissen darf. Zum Beispiel, dass Emma seit knapp zwei Jahren Darmprobleme hat, die immer unangenehmer werden. Darüber spricht sie mit niemandem, nicht einmal mit ihren eigenen Kindern. «Das wird schon wieder besser werden, da muss man jetzt keinen Aufstand machen», redet sie sich ein. Denn wenn der Arzt etwas Kritisches fände und sie länger in Behandlung müsste, würde sie nur allen Leuten Umstände bereiten. Ihre Familie und die Nachbarn haben doch schon genug um die Ohren …

Was auch niemand weiß: Matthias ist nicht gerade glücklich darüber, dass er sich in 25 Jahren Berufsleben nie weiterentwickelt hat. Früher, im Studium, hatte er richtig gute Ideen: technische Varianten, die den Arbeitsprozess optimieren. Aber beim Einstieg in die Firma wurde er von den Vorgesetzten nicht ernstgenommen, und mittlerweile hat er sich daran gewöhnt, einfach einen Job zu erledigen, der ihn maßlos unterfordert. Auch in Teamsitzungen hätte er immer wieder etwas Innovatives einzubringen, aber bevor er große Diskussionen führen muss, hält er sich lieber zurück …

 

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